Donnerstag, 2. Februar 2012

Meine Subkultur kotzt mich an

Ja ich bin ein Nerd.
Ich sammle schlechte Zombiefilme, ich gewinne beim Star Wars Trivial Pursuit (ich BESITZE ein SW-TP), ich kann tagelang im Internet verbringen und liebe Computerspiele. Ich habe einen Blog.
Meine Mutter hat schon mehr als einmal zu mir gesagt ich solle doch mal an die frische Luft gehen, ich sei so blaß. Ich lese Comics und kann stundenlang über Filme reden.

Aber gottverdammt was sind wir für ein elitäres Pack!
Manchmal nervt es. Zum Beispiel wenn ich mit 2 Nerdmitschülern auf dem Hof stehe und die Konversation dreht sich um Metal (den hör ich nicht, ich bevorzuge schlechten 80er-Pop, quasi ein Nerd unter Nerds) und Douglas Adams-Zitate (42! Höhö!!), und Star Trek (verdammte Trekkies). Tausendmal gehabt.
Und ich habe das Gefühl, einem mentalen Penis-of Nerdery-Vergleich beizuwohnen.
"Ich bin der tollere Nerd" "Nein,ich" "Ich mache einen Witz über James Kirks eingezogenen Bauch!" "Ich bashe George Lucas!" "Ich bashe ihn noch mehr!" "Ich mag keine Menschen!" "Das hier ist das erste Mal seit 4 Wochen, dass ich wieder Sonne sehe!"

Das sind dann die Momente wo ich mir denke: AAAAAARGH! Ihr wandelnden Stereotypen! Seid doch mal originell! Seid witzig! Ihr macht das zu eurem Vergnügen, nicht weil ihr irgendwem was beweisen müsst!

Aber am allerschlimmsten ist, wenn ein "Normaler"dazukommt (ja ich verkehre auch mit normalen Menschen) und die Nerdies dieses bestimmte, herablassende Lächeln kriegen, weil er/sie den Witz nicht versteht.
Ich krieg Gänsehaut bei diesem Lächeln. So wurde ich mit 14 von den Coolen angelächelt, die mich nicht dazugehören ließen.
 
Ich möchte so jemand nicht sein. Ich bin froh diese Nische für alle meine kleinen und größeren Ticks zu haben und so eine Möglichkeit,der Mensch zu sein der ich bin.
Nerdtum war für mich der entspannende Gegensatz zu einer In-Group. Bitte macht es nicht zu einer.

Danke.

6 Kommentare:

  1. Ich denke, der gedankliche Fehler hier ist, dass als eine Eigenschaft der Subkultur anzusehen. Es ist jedoch eine Eigenschaft des Menschen, so zu denken. Menschen sind dazu prädestiniert, sich in ein soziales Gefüge einzubetten und sich über deren Normen und Werte zu identifzieren.

    Hat eine Subkultur erstmal ein gewisses Quantum erreicht, festigen sich die sozialen Strukturen und Normen und es finden die gleichen Mechanismen Anwendung, die auch in anderen „Mainstream”-Kulturen zum tragen kommen. Eben auch, dass Menschen die gemäß der Normen eine geringe Wertigkeit haben, fertig gemacht werden. Menschen sind halt auch einfach, zum Teil boshafte Wesen.

    Das ist meiner Meinung nach in allen Kulturen gleich und wird auch zumindest für eine absehbare Zukunft so bleiben. Wie leicht es Menschen fällt in solchen einfachen Schemata zu denken, zeigt imho auch der Blog-Post. Eine legitime Interpretation der Vorgänge wäre ja durchaus, dass man dieses Ausgrenzen und geringschätzige Behandeln von Außenstehenden, als charakterliches Defizit ganz bestimmter Individuum wahrimmt, die nur zufällig zur gleichen Subkultur gehören (und auch entsprechende Konsequenzen zieht). Menschen sehen allerdings unweigerlich Korrelationen, auch wenn es objektiv keine gibt. In dem Fall eben eine Korrelation, zwischen Charakter und Subkultur-Angehörigkeit, aka. Schubladen-Denken.

    So sind wir von der Natur geeicht; das macht uns eben aus. Es ist daher auch meiner Meinung nach naiv (sorry) anzunehmen, dass man von einer bestimmten Subkultur mehr erwarten kann, als von jeder x-beliebigen anderen auch (inklusive Mainstream).

    Übrigens, ist Nerdtum per Definition deine „In-Group”, wenn du dich dazu zugehörig fühlst. Ironischerweise ist gerade der Glaube, das Nerdtum wäre ein Gegenpol zur In-Group, ein Merkmal das typisch für solche Klassifikations-Schemata ist: Das Erhöhen der eigenen Gruppe, durch Erniedrigen der anderen.

    Grüße

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  2. Natürlich sind Nerds eine In-Group. Das ist wohl jede abgrenzbare Gruppe. Und gerade Nerds sind ja ganz gut abgrenzbar zu anderen Gruppen.

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  3. *g*

    Dieses Serien-Filme-Ding habe ich noch nie verstanden :)

    Bin zwar in anderer Hinsicht ein "Nerd", wenn man das so sehen möchte (also von der Fachrichtung, sozusagen eine Subkultur in einer Subkultur ;)), aber wenn manche Leute zu jeder Situation ein passendes Serien/Film-Zitat auf Lager haben, irritiert mich das schon. :D

    Stehe, wenn mal wieder "Och nööö kennste nich? Och komm?" meistens kopfschüttelnd daneben, Subtext: "Aaaaaalter, ihr habt möglicherweise 1/4 eures Lebens damit zugebracht, Serien und Filme zu schauen".

    Belächelt kam ich mir dabei eher nicht vor ;) Ist aber vielleicht auch einer möglicherweise mangelnden Sozialkompetenz geschuldet *nerdklischeeon* ;)

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    1. Genau das isses. Mir ist völlig bewusst, dass meine Hobbys für viele Menschen Zeitverschwendung sind und dass es im Prinzip unnützes Wissen ist.

      Aber es macht halt Spaß. That´s it. Kein Grund so zu tun als wüsste man als einziger Mensch den momentanen Stand-/Aufbewahrungsort des Bernsteinzimmers. :D

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  4. "Genau das isses. Mir ist völlig bewusst, dass meine Hobbys für viele Menschen Zeitverschwendung sind und dass es im Prinzip unnützes Wissen ist.

    Aber es macht halt Spaß. "

    Aber nicht nur "euch", glaub mir :D

    Ist halt meistens ein sehr spezieller Humor, der sich da ausbildet und zu Zwerchfellbeschwerden führen kann. :D

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  5. Ich glaube Nerds werden schon seit einiger Zeit nicht mehr als Aussenseiter betrachtet.

    "What do you mean, Nerd? We prefer the term 'intellectual badass'"

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