Donnerstag, 15. Dezember 2011

In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Wie ich gerade auf der mehr als hervorragenden Seite http://skepchick.org/ (ihr wisst schon, von der Frau die ab und an mal Aufzüge benutzt) gelesen habe, ist eine Frau aus Indiana,US seit März diesen Jahres wegen Mordes in Untersuchungshaft, weil sie einen Suizidversuch unternommen hat.

Warum wegen Mordes? Nun, sie war leider im 8. Monat schwanger, als sie versucht hat sich mit Rattengift das Leben zu nehmen, als sie rausgefunden hat, dass der Vater des Kindes, den sie heiraten wollte, bereits verheiratet ist. Das Kind hat diese Prozedur nicht überlebt, die Mutter schon.
Da die Schwangerschaft so weit fortgeschritten war, gilt das als Mord, wegen dem 2009 verabschiedeten, sehr hartem "feticide law", dass es möglich macht, jemanden wegen Kindstötung im Mutterleib (vorsätzlich oder nicht) nach Ablauf des Zeitfensters für Abtreibung, bis zu 20 Jahre zu inhaftieren. Nähere Infos zu dem Fall hier .

Sinn und Unsinn des feticide law mal außen vor gelassen, finde ich es unfassbar, wie mit dieser Frau umgegangen wird, was da für Signale gesendet werden. Hey, wenn ihr euch umbringen wollt ist es uns egal, aber wehe ihr schadet euren Föten dabei.
Zudem ja auch gar nicht klar ist, ob das Kind an dem Rattengift verstorben ist oder an den Folgen der Behandlung zur Rettung der Mutter (Magen auspumpen, Medikamente).
Das würde einen ganzen Wust neuer Fragen aufwerfen, wenn eine schwangere Frau dringend Medikamente benötigt, die die Leibesfrucht schädigen, wessen Leben wird dann höher bewertet?
Was ist wenn das Kind verstirbt, wird der Arzt oder die Mutter, die so unverschämt war schwerkrank zu werden, verknackt?

Weil schwerkrank ist/war die besagte Frau in jedem Fall, sie wäre beinah gestorben.
Dass DIESEM zerstörten Leben so gar keine Relevanz bemessen wird, finde ich unfassbar zynisch.
Ist sie in psychiatrischer Behandlung? Nein.
Stattdessen wird sie für Mord und Kindstötung angeklagt und erwartet eine lebenslange Haftstrafe.
Unfassbar. UNFASSBAR!

7 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich hätte da eine Frage, um deinen Beitrag besser einordnen zu können, wenn das in Ordnung ist: Ich glaube in England, hat sich vor einigen Jahren ein Mensch einen Schienensuizid versuchte. Ein Zug entlgeiste und mehrere Menschen starben; der Suizident überlebte.

    Ist es die Anklage wegen Mord (oder fahrlässiger Tötung, bin mir nicht mehr so sicher) da deiner Meinung nach auch unangemessen?

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  2. Mord auf keinen Fall, er hat ja nicht geplant, mehrere Menschen zu töten.
    Fahrlässige Tötung schon, klar. Also entweder Geldstrafe oder Freiheitsentzug bis zu 5 Jahren, wo natürlich auch ein Gutachten über die Schuldfähigkeit anstände. Sag ich jetzt mal als Laie

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  3. Hey,

    danke für deine Antwort und ich teile da deine Auffassung.

    Dann verstehe ich aber nicht, wo der elementare Unterschied in diesem Fall und
    dem Fall dieser Inderin ist?

    Man kann natürlich der Auffassung sein, dass ein 8 Monate alter menschlicher
    Fetus kein Lebensrecht besitzt und daher eine Tötung kein Verbrechen. Aber die
    Gesetzes-Lage in Indien (und auch in Deutschland) ist eben anders: Der
    Gesetzgeber sieht es doch anscheinend so, dass auch ein Fetus ein Lebensrecht
    besitzt und demzufolge ist eine Tötung dieses Lebens eine strafbare Handlung.

    Davon, dass der Fetus bei erfolgreichem Suizid der Mutter stirbt war ja von ihr
    wirklich anzunehmen.

    Ich denke auch, dass Gefängnis da wirklich keine sinnvolle Option ist, weil mir
    nicht einleuchten will, für wen sie weiterhin ein Gefährdung-Potential
    darstellen soll. Aber wenn man der Auffassung folgt, dass ein Fetus ein
    Lebensrecht hat, dann hat sie nun mal einen Mord begangen; das zu verfolgen ist
    Aufgabe der Staatsanwaltschaft (nehme an, dass deren Rechtssystem ähnlich dem
    unsrigen ist).

    Grüße

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  4. (Sorry, für die vielen Zeilenumbrüche)

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  5. Nicht Indien, Indiana, USA.

    Nein nein nein, ein Mord ist es, wenn es aus niedrigen Beweggründen passiert, deswegen ist dann ja auch das Strafmaß so hoch, wegen Wiederholungsgefahr.

    Die Strafe steht in keinem Verhältnis zur Tat.
    Wie du schon sagtest, wem soll sie denn gefährlich werden? Und hat diese Frau nicht bereits genug gelitten, sie steht doch bereits vor den Scherben ihrer Existenz, sie wird doch ihres Lebens nicht mehr froh!
    Selbst wenn sie freigelassen wird, wird sie immer die Frau sein, die ihr Kind getötet hat, Mann weg, Kind tot.

    Da gehts einfach nur darum, ein Pro-Life Exempel zu statuieren, nicht um Gerechtigkeit.
    Diverse konservative Gruppen in den USA setzen sich ja schon länger dafür ein, dass Abtreibung generell verboten wird, da kommt sowas gerade recht. Und wenn nur um sich selbst zu beweisen, wie moralisch man doch ist.
    Und dass das auf dem Rücken dieser armen Frau ausgetragen wird, ist nicht gerecht!
    Wem ist denn bitte geholfen, wenn sie lebenslänglich hinter Gitter kommt? Niemanden.
    Da hat man dann 2 Leben direkt zerstört.

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  6. @Kinch
    Ein Ungeborenes ist kein 8 Monate alter Mensch. Die Zählung der Lebenszeit beginnt erst mit der Geburt. Oder feierst du jedes Jahr deine Zeugung?

    zum "Fall"
    Was die Frau wirklich bräuchte, wäre eine Therapie. Unterstützung um das Erlebte (und Überlebte) zu verarbeiten.
    Die Anklagepunkte sind echt unter aller Sau. Sie wollte sich selbst töten und ja, auch den Tod ihres Ungeborenen in Kauf nehmen. Aber das ist weder Mord noch beabsichtigte Kindstötung. Das Mini-Menschlein war doch nicht Hauptziel des Ganzen. Und wer belangt eigentlich den Mann, der ihr mehr als 8 Monate was vorgemacht hat, mit ihr eine Familie gründen wollte und dabei seine andere verschwieg? Rechtlich ist das eh nicht zu fassen, mir ist das schon klar. Aber moralisch find ich das unter aller Sau, sich das min. 8 Monate lang anzusehen und gerade in einem derart restriktiven Bundesstaat nicht reinen Tisch zu machen.

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  7. Ist leider nicht das einzige Beispiel oder ein einsames "Exzemepel".
    > Was ist wenn das Kind verstirbt, wird der Arzt oder die Mutter, die so unverschämt war schwerkrank zu werden, verknackt?
    Erst kürzlich las ich von einer ähnlichen Geschichte, in der eine Teenagerin (unter 18), die Kokainabhängig war, schwanger wurde, aber das Kind verlor. Genau das gleiche, Mordanklage, mehrjährige Haftstrafe.
    > wenn eine schwangere Frau dringend Medikamente benötigt, die die Leibesfrucht schädigen, wessen Leben wird dann höher bewertet?
    Auch dafür gibt es leider eine Antwort:
    http://www.huffingtonpost.com/soraya-chemaly/womens-reproductive-rights_b_1345214.html

    Das ist schon kein feministischer Backlash mehr, von dem gerne geredet wird. Das ist die politische Bestrebung, die Reproduktion wieder unter Kontrolle der Männer zu stellen, also von patriarchalen Strukturen wieder ins volle Patriarchat einzusteigen.

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