Sonntag, 3. Juni 2012

Cake or Death?

Es ist wieder mal Sonntag, der Tag des Herrn.
Wart ihr in der Kirche, wie es sich für anständige Christenmenschen gehört?
Nee, ich auch nicht. Mutter Kirche und ich sind seit einiger Zeit ziemlich fertig miteinander.

Evangelisch getauft habe ich bereits mit 13 beschlossen, dass ich an den ganzen Kram, den ich im Konfirmandenunterricht erzählt bekommen habe, nicht glaube. Deswegen bin ich unkonfirmiert.
Und ja, ich habe mich sehr geärgert, keine Geschenke und Geld bekommen zu haben, aber was will man machen.

Den Religionsunterricht in der Schule hab ich trotzdem immer besucht, ich liebe es einfach zu allem meinen ketzerischen Senf dazuzugeben, ich kann mir nicht helfen. Das hat mir je nach Lehrer Noten zwischen 4 und 1 eingetragen. Zudem lernt man ja auch einiges über die Weltreligionen, das war auch relativ sinnvoll,wie ich finde. Ich bin auch immer noch zahlendes Mitglied, austreten mag ich nicht.

Ich möchte gerne glauben,besonders als Halbwaise, dass es irgendwo dort oben einen gütigen himmlischen Vater gibt, der auf mich aufpasst, und dass es ein herrliches Leben nach dem Tod gibt, und dass man für ein anständiges Leben belohnt wird.

Leider bin ich gleichzeitig jemand vom Team "Ich glaub nur was ich sehe", und was ich sehe lässt mich stark zweifeln. Wenn es einen gütigen Gott gibt, wie kann er es zulassen, dass seine Bodentruppen soviel Haß verbreiten? Dass Homosexuelle kranke Freaks seien sollen, die Behandlung bedürfen oder in die Hölle kommen? Dass manche Menschen generell einfach so in die Hölle kämen, einfach wegen Prädestination? Dass ungetaufte Säuglinge zur Verdammnis bestimmt sind? Ebenso natürlich Ketzer, Faule und Leute die ausserhalb einer Ehe Sex haben. Das ist doch irre! 

Dann gibt es natürlich noch die üblichen Verdächtigen, Religionskriege, Inquisition und Verfolgung diversester Andersdenkender. Well done!
Der blinde Obrigkeitsglaube, der verlangt wird (was sich unter anderem darin niedergeschlagen hat, das 1500 Jahre hingenommen wurde, dass die Schäfchen kein Wort von dem verstanden,was so in der Bibel steht), ist nix für mich. Der liebe Gott hat mich mit einem Hirn ausgestattet, ich denke es ist ok, wenn ich es auch benutze.

Bzgl. der Bibel: Menschen lieben tolle Geschichten, und die Bibel ist voll davon. That´s it.

Dass es Jesus gegeben hat, ok. Er mag auch Menschen geheilt haben und gute Taten vollbracht haben und unfassbar charismatisch und generell ne echt coole Sau gewesen sein. Aber würde das nicht als Legitimation reichen?
Warum die Jungfrauengeburt, der Stern, die Auferstehung von den Toten und die Wunder?
Hatte die Kirche von Anfang an so wenig Vertrauen in die Urteilsfähigkeit ihrer Anhänger, dass sie diese belügen musste? Immerhin sind das alles Sachen, die erst ein paar Jahrzehnte später "berichtet" wurden. Wenn an einer Religion von Anfang an so dermaßen herumgedoktort werden muss, macht mich das schon stutzig.

Nun denn, da ich bisher noch nicht vom Blitz getroffen worden bin, denke ich, dass es entweder Gott nicht gibt (womit ich leben könnte), er nicht allmächtig ist (dito) oder dass er einen fiesen Sinn für Humor hat. Alas, we´ll never know.

Natürlich soll jeder das glauben, was er möchte, das ist ja das schöne an dem säkularen Staat in dem wir leben, aber das schließt ja mich auch mit ein.Von daher eine kurze Zusammenfassung, an was ich glaube:

-Jesus war ne coole Sau.
-Ich glaube an Mitgefühl und Nächstenliebe, das halte ich für das "Göttliche" in jedem Menschen
-Ich glaube daran, dass jeder irgendwann das bekommt was er verdient, allerdings zu Lebzeiten.
-Ich glaube daran, dass es einen Ort gibt, wo alle Menschen, egal welcher Religion hingehen wenn sie sterben. Flügel gibbet da allerdings nicht.
-Ich glaube, dass Religion eine Stütze für viele Menschen ist, von daher sollte die Religion des anderen respektiert werden. Wenn man andere anfeindet, bloss weil sie etwas anderes glauben als man selbst (und sei man auch Atheist), ist man nicht besser als die Kreuzzügler.
-Die Vorstellung, Leib und Blut seines Gottes zu sich zu nehmen ist echt merkwürdig.


5 Kommentare:

  1. Hallo Maren,
    schön mal wieder was auf Deinem Blog zu lesen.

    Ich selbst bin Agnostiker, d.h. ich halte die Frage, ob es eine spirituelle Dimension und göttliche Wesen real gibt, für rational nicht entscheidbar. Dementsprechend bin ich in religiösen Fragen grundsätzlich tolerant.

    Ich bin nicht tolerant, wenn es um religiösen Fundamentalismus – egal welcher Art – geht. Ich bin auch nicht tolerant gegenüber prämodernen mythologisch-religiösen Dogmen, die die Gleichwertigkeit aller Menschen in Frage stellen, menschliche Individuen in irgendwelche Rollen hineindrängen, die persönliche Freiheit in irrationaler Weise beschränken oder den Gebrauch der kritischen Vernunft verbieten wollen. Solche Formen von Religiösität halte ich für schädlich.

    Ich halte es auch für problematisch, wenn religiöse Organisationen versuchen sich in die Politik einzumischen. M.E. sollten Religion und Politik streng getrennt sein, strenger als es heutzutage der Fall ist.

    Religion ist Privatsache, als solche aber muss sie geschützt sein.

    Ich habe einige Bücher zu den Themen Religionsphilosophie, Theologie, übrigens auch religiöser Sozialismus, gelesen. Ein wirklich gutes religiöses Buch schätze ich genauso wie ein gutes atheistisches Buch und viele sowohl der Hauptwerke der Religionsphilosophie als auch der atheistischen Religionskritik stehen in meinem Bücherregal, denn ich bin an den Teilwahrheiten beider Seiten interessiert.

    Ich glaube, dass es sowohl Formen der Religiösität als auch Formen des Atheismus gibt, die aus einer rationalen und humanen Haltung heraus grundsätzlich vertretbar sind – und andere die dies nicht sind.

    Allerdings bin ich radikaler Gegner religiöser Erziehung – und zwar weil ich radikaler Gegner jeder weltanschaulichen Erziehung bin. Ich halte es für moralisch verwerflich zu versuchen kleinen Kindern eine Weltanschauung einzutrichtern, egal welche.

    Mit der Leben-Jesu-Forschung habe ich mich auch ein bisschen beschäftigt. Es gibt wenig in Bezug auf den historischen Jesus, das als gesichert gelten kann. Man sollte den biblischen Jesus m.E. daher eher als literarische Figur betrachten.
    Allerdings finde ich, dass der biblische Jesus auch eine Reihe negativer Seiten besitzt, die das gängige idealisierte Bild etwas fragwürdig machen. Ein interessanter Text dazu, geschrieben von einem Christen findet sich hier:

    http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/papers/jesusvorbild.htm

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  2. Alexander Roslin5. Juni 2012 um 08:26

    @ Leszek

    Zweck der Religion ist die Anbindung des Menschen an Gott zu lehren, einzuüben, das Sich-Verlieben in Gott zu erleichtern, das Suchen nach Gott.

    Wird Religion zum Mittel, zum Mittel der Ichsucht, des Machtstrebens, der Egoausweitung, dann wird sie zur Ideologie, verdirbt.

    Zur Ideologie zu werden, davor ist keine Religion gefeit, auch das Glaubenssystem des Atheismus nicht.

    Religionen sind benutzbar zur Rechtfertigung von Machtansprüchen.
    Das aber ist nicht religionsspezifisch, sondern kann mit jedem erfolgreichen Sinnstiftungssystem, auch säkularen, praktiziert werden, wurde und wird auch praktiziert (z.B. Sozialismus oder Feminismus, sogar Buddhismus).

    Das Problem ist oft weniger das System an sich (obwohl es auch in sich milde ausgedrückt problematischere gibt, z.B. den Nationalsozialismus/Faschismus, Rassismus oder den Feminismus oder den Marxismus-Leninismus - Sündenbockideologien von Anfang an, die von Anfang an bestimmte Menschengruppen für schuldiger halten, für böser, für verantwortlicher am Unglück der Welt, die systematisch vom Individuum absehen, Ideologien, denen der Egoismus der sich besser Dünkenden "arteigen" ist. Er sitzt bereits in ihren Fundamenten, ist in ihren Prämissen grundgelegt, muss nicht erst nachträglich umwidmend hineingetragen werden)als das, was der menschliche Egoismus, diese zentrale Urkraft des Menschen, die zum Bösen verführt wie nichts sonst und doch notwendig ist, daraus macht.

    Wenn Du religiöse Erziehung ablehnst, so bezieht sich das hoffentlich nur auf staatliche?

    Dem könnte ich zustimmen.

    Religiöse Eltern dagegen haben ein Recht, ihre Kinder religiös zu erziehen.

    Weil sie auch gar nicht anders können, denn sind sie wahrhaft gläubig, prägt Glaube ihren Alltag, ihr Leben, dessen Teil ganz natürlich auch ihre Kinder sind, die so in die gelebte, praktizierte Religion ihrer Eltern hineinwachsen, mit ihr aufwachsen.

    Eltern sollten und wollen häufig Vorbild sein für ihre Kinder.

    Erziehen durch Vorleben.

    Durch was denn sonst?

    Das Recht müssen natürlich auch religiöse Eltern haben.

    Dass das missbraucht werden kann (Missbrauch der "Elternmacht"), zur Indoktrination und Dressur missraten kann, steht auf einem anderen Blatt.

    "Missbrauch hindert den Nießbrauch nicht!"


    Die Dressur/Indoktrination durch atheistische/agnostische Eltern ist da auch nicht besser, erzeugt keine freieren Menschen, nur auf gleiche Weise unfreie unter anderem Deckmantel.

    Von der durch den Staat via Kindergarten/Schule/Jugendorganisationen praktizierten Indoktrination zu schweigen, die jeder Legitimität entbehrt.

    Was übrigens auch beinhaltet, dass ich gegen einen katechisierenden, konfessionellen Religionsunterricht an staatlichen Schulen bin, ein informierender Religonsunterricht, eine Religionskunde - das ja, denn man kann die Gegenwart und Vergangenheit nicht verstehen ohne rudimentäres Wissen über die großen Religionen der Welt.

    80-90 % der abendländischen Kunst z.B. sind völlig unverständlich ohne Wissen über das Christentum.

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  3. "Ich glaube daran, dass es einen Ort gibt, wo alle Menschen, egal welcher Religion hingehen wenn sie sterben. Flügel gibbet da allerdings nicht."

    Ein Ort für alle? Also keine Himmel/Hölle - Sache? Eher so "die Gebrüder Löwenherz" mit einer neuen Welt?

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